Ordination V
Design: steininger.designers, Fotos: Catherine Roider
Aus zwei wird eins
Intelligent trennen, ohne die Verbindung zu lösen: Das ist den STEININGER DESIGNERS bei einem raffinierten Interiorprojekt in Dornbirn gelungen, bei den zwei unterschiedlichen Nutzungen zu einer harmonischen Einheit mit viel Raumgefühl und anspruchsvollen Details zusammengeführt wurden.
In einer sehr begehrten Wohngegend von Dornbirn erwarb eine ansässige Ärztin mit psychiatrischem und psychotherapeutischem Schwerpunkt zwei nebeneinanderliegende Wohnungen, die sich über das gesamte Geschoss erstrecken. Dieses befindet sich im obersten Stockwerk eines von zwei Sichtbetongebäuden aus der Feder des renommierten Architekturbüros Baumschlager Hutter Partners. Spektakulär allein ist schon die Bausituation an sich, da die beiden Baukörper in den Hang hineingebaut wurden. Die beiden Apartments wurden von STEININGER räumlich elegant verbunden und blieben dennoch thematisch getrennt: Der eine größere Teil wird als Ordination genutzt, der andere kleinere als Einliegerwohnung für die Besitzerin selbst.
Lebendigkeit durch Gegensätze
Die Ordination für Gesprächstherapie und medizinische Behandlungen sollte wohnlich und einladend wirken. Für die Auftraggeberin war es vor allem wichtig, eine gewisse Offenheit miteinzuplanen, soweit, dass die Privatheit geschützt bleibt. Oberste Priorität hatte naturgemäß eine besondere Wohlfühlatmosphäre und eine hohe Aufenthaltsqualität. Als ersten Schritt veränderte STEININGER das bestehende Raumprogramm, in das noch im Bau eingegriffen werden konnte. Schließlich folgte der Grundriss ursprünglich dem Schema klassischer Wohnungen. Eine weitere große Herausforderung war die einseitige Belichtung der Räume aufgrund der geografischen Lage am Hang. Lediglich zwei Fenster an der schmalen Fassade sind hier vorzufinden, alle anderen Räume werden über die Terrassen mit Tageslicht versorgt. Wie bei vielen STEININGER Projekten wurde auch hier auf das Spiel der Kontraste gesetzt. So zieht sich ein französischer Fischgrätboden aus heller Eiche als räumliches Kontinuum über die gesamten Bodenflächen beider Wohnungen – mit Ausnahme der Nassräume, das Labors und des Eingangsbereichs, während Entrée, Bäder und Toiletten mit Feinsteinzeug in Ceppo di Gré-Optik von Italgraniti ausgestattet wurden, das sich teilweise auch an manchen Wandflächen wiederfindet. Das Design der Strukturen zwischen Wand und Boden spielt dabei mit Horizontalität und Vertikalität.
Außergewöhnlicher Empfang
Gleich vom Eingangsbereich aus, wo man von einer großen runden, in die Decke bündig eingebauten Leuchte empfangen wird und sich die Garderoben für Patient*innen und Mitarbeiter*innen befinden, öffnet sich der Raum in Richtung Wartezone. Dennoch gibt es eine Trennung: Zum einen der Übergang vom Natursteinboden zum Eichenparkett, zum anderen eine dunkel getönte Trennscheibe aus Parsol-Glas, durch die man auch die spektakuläre Pflanzenwand mit fermentierten Moosen und Farnen erkennen kann. Sie wird mit der Lichtschiene Running Magnet von Flos in Szene gesetzt. Von den Sitzgelegenheiten entlang der „grünen“ Wand blickt man zu den Empfangs- und Arbeitsplätzen des Assistenzpersonals. Das eigens entworfene Empfangspult bedient wieder des Feinsteinzeugs in Kombination mit Parsol-Glas und einem Sockel aus Schwarzstahl. Ihre Patient*innen empfängt die Medizinerin in ihrem großzügigen, lichtdurchfluteten Büro, in dem es neben einem Schreibtisch von Rimadesio einen großen Besprechungstisch von STEININGER, jeweils begleitet von Vitra-Stühlen, auch eine gemütliche Sitzgruppe gibt. Im hinteren Teil der Ordination befinden sich eine separate Patiententoilette sowie ein Waschraum für das Team und das hauseigene Labor. Um die architektonischen Geometrien dieses Raumes stärker zu betonen, wurde mit direkten und indirekten Lichtquellen gearbeitet, die auch die bewussten Brüche und Kontraste in den Materialitäten von Holz, Stahl, Glas und Feinsteinzeug sowie der Farben, Schwarz, Weiß und Grau unterstreichen. Elegante Lichtbänder – teilweise integriert, teilweise abgehängt – ziehen die räumlichen Konturen nach und geben ein warmes, angenehmes Licht.
Treffpunkt Küche
Das zentrale Bindeglied zwischen Ordination und Wohnung ist die Küche mit der STEININGER Insellösung Modul in Marmor Maya Black, kombiniert mit einem STEININGER Anbautisch C-Table in geräucherter Eiche, Regalen aus Schwarzstahl und dem Schranksystem Load it von Porro. Begleitet wird der langgezogene Küchenblock von STEININGER WALL in Weiß und von einer Hängeleuchte von LED-Works. Dieser Durchgangsraum, der auf beiden Seiten mit in Mauertaschen eingeschobenen Schiebetüren geschlossen werden kann, steht allen aus dem Team offen, die eine Pause machen oder sich eine Zeitlang zurückziehen möchten. Als Schiebeelemente mit schwarzgerahmten Parsol-Glas wurde die Rimadesio-Kollektion Spazio gewählt. Wie eine Art Pufferzone zwischen Beruflichem und Privaten fungiert die Küche als Kochgelegenheit der angrenzenden Wohneinheit, wo sich darüber hinaus auch eine kleine, charmante Teeküche aus der Feder von STEININGER befindet. Auch diese, ganz in Weiß, ist an der Rückwand mit Ceppo di Gré ausgestattet worden.
Rückzug und Privatheit
Die Wohnung verfügt über einen eigenen Eingang und beherbergt alle notwendigen Nebenräume, die zugunsten des Wohn- und Schlafbereichs sehr kompakt eingeplant wurden. Abstellraum, Toilette und ein Archiv flankieren das großzügige Vorzimmer, das noch zusätzlich über eine eigene Garderobe verfügt. Von hier aus betritt man einen großen offenen Raum, der die Funktionen Wohnen, Schlafen und Kochen in sich vereint. Besonders elegant, nämlich im Hotelstil wurde die Schlafzone gestaltet. Hier befindet sich eine zum Raum hin offene Dusche mit dunkelgrauer Parsol-Glaswand, während der freistehende, auf Gehrung gearbeitete Waschtisch aus Naturstein mit schwarzen Vola-Armaturen zum Bett von Wittmann überleitet. Durch ein zentrales, freistehendes Schrankmöbel mit einem Arbeitsplatz vom Schlafbereich getrennt entfaltet sich das Wohnzimmer mit gemütlicher Sofalandschaft von Minotti, das in bereits genannte Teeküche übergeht. Hier schließt sich der Kreis der Raumabfolge. Trotz begrenzter räumlicher Möglichkeiten ist durch die Gestaltung des Raumkonzepts von STEININGER ein großzügige Wohnatmosphäre entstanden.