Gestaltung ist Mehrwert

Design Is Good Business. Das wusste schon IBM-Präsident Thomas J. Watson Jr. 1973. Steve Jobs hat das mit Apple wie kein zweiter bewiesen. Und auch für Martin Steininger ist gute Gestaltung essentiell. Für den österreichischen Designer gibt es kein Primat der Funktion über die Form. Gute Gestaltung ist für ihn der Mehrwert, sei es im Interior, bei Möbeln oder bei alltäglichen Dingen.

„Die Freude am Design macht die Dinge begehrlich. Dass etwas gut funktioniert, setzte ich voraus.“

STEININGER verfolgt diesen Ansatz radikal und erfolgreich: Die fast archaisch anmutenden Luxusküchen aus der Manufaktur bei Linz sind preisgekrönt. Architektursujets und Interiors mit der prägnanten Handschrift von Martin Steininger begeistern Design-Afficionados weltweit. Es gibt Showrooms in St. Martin, Linz, Wien und London, weitere sind in Planung. Anfragen aus Metropolen wie New York und Dubai füllen die Auftragsbücher. Die Kooperation mit Archiproducts Milano 2020 ist ein weiterer Vorstoß aufs internationale Parkett. Dort präsentiert STEININGER die Black Edition der FOLD Küche aus Messing.

Martin, was macht gutes Design aus und welchen Stellenwert hat es?
Gutes Design ist klar, unaufdringlich und zeitlos, man hat es gerne um sich. Form follows function von Louis Sullivan mag berechtigt sein. Aber meine Antithese lautet: "Ästhetik ist Funktion!" Die Dinge, mit denen wir uns täglich umgeben, müssen gefallen. Das macht sie begehrlich und darin liegt der Wert. Dass etwas funktioniert ist Voraussetzung! Sonst hat ein Produkt keinen Sinn.

 

Deine Interiors und Entwürfe sind pur, klar und zeitlos. Andererseits wirken sie monumental und archaisch. Was inspiriert Dich?

Ideen kommen nie aus dem Nichts. Ich sehe mir ganz bewusst die Natur an, ihre Formen und Funktionen. Ich reise viel und interessiere mich für Bauwerke und Architektur unterschiedlicher Kulturen. Ich liebe Material, das in seiner Haptik und Charakteristik überrascht. Am Ende habe ich eine klare Vorstellung, was ich als nächstes manchen will. Es ist ein emotionaler Prozess.

"Im Herzen bin ich ein Handwerker"

Welche Vorbilder hast Du?
Adolf Loos, Josef Hofmann und Walter Gropius waren alle der Architektur, dem Design und Handwerk verpflichtet. So sehe ich mich auch. Trotz High-Tech-Produktion: Wir sind immer noch eine Manufaktur, das Finetuning machen wir von Hand.

„Beim Designprozess zählt jedes Detail, und bei der Umsetzung muss man immer das große Ganze im Blick behalten.“

Wie läuft die Kreation ab, wie viel von Dir steckt darin?
Unser Stil ist unverwechselbar und wird von mir täglich geschärft. Natürlich steht ein tolles Team hinter mir, das nach meinen Gestaltungsrichtlinien Produkte wie Projekte verwirklicht. Das Ergebnis wird immer gemeinsam diskutiert. Doch der Designprozess ist weit mehr, als ein schönes Gebäude, Interior oder Möbel zu gestalten. Für die Umsetzung zählt jedes Detail und das große Ganze. Alles hängt zusammen und bedingt sich gegenseitig.

 

Wie genau muss man sich den Prozess vorstellen?
Beispiel: Bevor ich mir Gedanken über Möbel mache, muss ich einiges berücksichtigen: Wie groß ist  Raum, wie hoch sind die Decken, welche Materialität für Boden und Wand oder Beleuchtung passt dazu? Vielleicht war der erste Gedanke, eine FOLD Küche für ein Interieur zu planen. Dann stellt sich heraus, dass der Nutzer eine PURE aus Beton bevorzugt oder eine modulare Outdoorküche wie die ROCK.AIR besser passt, weil ein Garten vorhanden ist. Das muss klar sein. Hier braucht es ein eingespieltes Team aus Designern, Architekten und Projektleitern, das von der Idee bis zur Umsetzung alles professionell im Griff hat. Sonst wird das nichts.

"Luxus und Understatement schließen sich nicht aus.“

Was habt Ihr geplant für 2020?
Von der Kooperation mit Archiproducts Milano und der permanenten Ausstellung der FOLD Black erwarten wir einen Schub. Hier werden wir auch während der Mailänder Möbelmesse sowie Eurocucina (16.-21. Juni) mit einem Team vor Ort sein. Es geht um Networking und Austausch: Allein während der Designwoche tummeln sich hier rund 15.000 Architekten, Branchenvertreter und Konsumenten. Das sind alles potenzielle Interessenten, wenn nicht Kunden. Mit der schwarzen Edition der FOLD bedienen wir eine Klientel im Highend-Segment, die Luxus mit Understatement wünscht. Das schließt sich nicht aus. Vorlieben bei Farben variieren je nach Region oder Kultur.

 

Die Frühjahrssaison eröffnen wir mit der ROCK.AIR. Die Outdoor-Küche hat Oberflächen aus glänzendem oder satiniertem Stahl und verbindet unser typisches Design mit Hightechfunktionen. Angelehnt ist das Konzept an die ROCK aus Naturstein. Donald Judd hat mich zu der monolithischen Insellösung inspiriert. Der Minimalist arbeitete auch mit Kuben und Quadern und gruppierte sie einzeln. Die Küchenmodule lassen sich ebenfalls flexibel kombinieren. Beide Modell sind architektonische Statements für Terrasse oder Garten.  Langfristig werden wir unsere die Produktpalette vergrößern und die bestehende Möbelkollektion weiterentwickeln. Wir wollen Gesamtlösungen für Architektur und Interior im typischen STEININGER-Design anbieten. Somit ist alles aus einem Guss.