Loft J

Design: steininger.designers, Fotos: Catherine Roider                                                                                            

 

 

Spiel der Kontraste

 

Industriebau trifft Wohnraum. In ein historisches Architekturensemble im Schweizer Cham nahe Luzern zieht neues Leben ein. Das innerstädtische Entwicklungsgebiet birgt jede Menge Potenzial in sich und zieht mit seinem Fabrikscharme Menschen in seinen Bann. Für ein junges Paar verwandelte STEININGER die raue Hülle in ein zeitlos-elegantes Wohnloft, das mit harmonischen Gegensätzen glänzt.

 

Fast 360 Jahre lang wurde auf dem Gelände der Papierfabrik im Schweizer Cham Papier hergestellt. Nach der Einstellung des Betriebs wurde ein neues Nutzungskonzept für das Areal als Wohn- und Arbeitsquartier entwickelt, bei dem ein großer Teil der historischen Gebäude erhalten bleiben soll, um deren Geschichte sichtbar zu machen. Und nicht nur das: Die 160 Meter langen Baukörper werden in mehreren Bauetappen instandgesetzt und aufgewertet, denn die Historie des Ortes spielt eine große Rolle für das Papieri-Areal.

 

Neu gedacht

Vor einem schönen, weißen Blatt Papier saß auch das Team von STEININGER, als die Planungsarbeiten für ein Loft-Apartment in einem der historischen, denkmalgeschützten Gebäude begannen. Ein Paar hatte die etwa 110 Quadratmeter große Wohnung im dritten Obergeschoss erworben und wünschte sich für seinen neuen Lebensmittelpunkt ein Ambiente, das an den industriellen Stil des Gebäudes andockt. Die Räumlichkeiten mit einer imposanten Raumhöhe von fünf Metern, die von STEININGER umfassend adaptiert wurden, zeichnen sich aus durch große verzinkte Industriefenster mit silbriger Optik, die nicht verändert werden durften, sowie durch eine dominante Betondecke in Form eines Shed-Daches, die auf Wunsch kosmetisch nicht bereinigt, sondern nur gesäubert wurde.

 

Mehr Raum

Der erste Kontakt zu STEININGER ergab sich durch den Wunsch der Auftraggeber, eine FOLD Küche für ihr neues Apartment zu erwerben. Doch schnell ergab es sich, das gesamte Interieur von STEININGER planen zu lassen, die sehr früh in das Projekt einsteigen konnten. So wurde beispielsweise im Wohnbereich eine Wand für eigenes Zimmer, das nicht gebraucht wurde, entfernt und formte den Raum zu einem großen L. Der Block mit Gäste-WC und Wirtschaftsraum wurde gedreht und als losgelöster Kubus in den Raum gestellt, der die markante Betondecke mit ihren beeindruckenden Traversen immer noch wirken lässt. Im Kontrast zum hellen Grau dazu fließt ein langdieliger, dunkler Eichenboden von Schotten & Hansen über die gesamte Bodenfläche, die sämtliche Zonen eint. Dieser zeichnet sich durch seine starke Struktur aus, die in die Tiefe geht.

 

Perfekte Übergänge

Zentrales Herzstück der Wohnung ist die monolithische Küche PURE von Steininger, eine freistehende Insel aus Beton mit Kochstelle und Wasserentnahme, kombiniert mit einem integrierten Massivholztisch aus dunkler Tobak-Eiche, der als Frühstücksbereich oder als Homeoffice genutzt werden kann. Durch diese Materialität schlägt sie elegant die Brücke von unten nach oben. Entlang der Rückwand begleitet die Küche von Hochschrank WALL von STEININGER, der mit einer Sonderfurnier in dunkler Eiche gebeizt an den Holzboden und an den Anbautisch anknüpft. Hier präsentiert sich die Grundidee von WALL in ihrer besten Form, nämlich alles hinter einer homogenen Front verschwinden zu lassen. Öffnen kann man den Hochschrank, der neben viel Stauraum auch eine zweite Spüle mit Arbeitsfläche und sämtliche Gerätschaften verbirgt, in erster Linie mit eleganten, platzsparenden Taschentüren. Auch ein Weinklimaschrank wurde hier integriert, ebenso wie eine um 90 Grad gedrehte Garderobe, die sich dem Eingangsbereich zuwendet. WALL wurde bewusst nicht raumhoch ausgeführt: Die Wand darüber schließt mit einem Anthrazit-Ton von Farrow & Ball zur Betondecke hin ab.

 

Pure Lebensqualität

Gegenüber der Küche entfaltet sich der Wohnbereich, in dem sich Sofa Neo Wall und Sessel Greene von Living Divani um einen runden, changierenden Auflageteppich aus Bambusfasern von Casalis gruppieren. Zugunsten von mehr Stimmigkeit und Ruhe wurde die Idee der Auftraggeber mit Backsteinoptik an den Wänden verworfen. Diese begleiten die hohen Räume nun in einem neutralen Off-White, das der Einrichtung und der Kunst die Bühne überlasst. In der durch die Entfernung der Wand gewonnene Nische befindet sich der Essbereich, der durch seine mit einem Parsol-Spiegel verkleidete Rückwand den Raum optisch verlängert. Eine Besonderheit des durch Fugen unterteilten Spiegels ist ein senkrechtes Lichtband, das einen besonderen Akzent setzt. Zweifellos ein Blickfang sind die gruppierten Pendelleuchten Raimond von Moooi, die über dem Esstisch Brasilia von Living Divani angebracht sind.

 

Holz und Marmor

Vom privaten Bereich mit begehbarer Garderobe und Schlafzimmer, die von STEININGER mit Schrankeinbauten und Türen aus der eigenen Manufaktur ausgestattet wurden, gelangt man über zwei Sail Schiebeelemente von Rimadesio in das Badezimmer. Hier ist Marmor das bestimmende Element, eingesetzt einerseits als Wandverkleidung Infinito in Gris Du Marais und einem Waschtisch aus einem Natursteinblock, alles gefertigt von Salvatori. Das Becken, ergänzt mit schwarzen Armaturen von Gessi, ist ummantelt von einer geriffelten Holzverkleidung, die wiederum – ebenso wie die vertikal strukturierte Wandverkleidung – auf die Lamellenschiebetüren Bezug nimmt.